Die Urwunde und ihre Auswirkungen
Die Urwunde ist eine Kernverletzung der Seele und tiefere Störung der wesentlichen Verbindung zwischen Eltern und ihrem Kind. Hier geht es um emotionale Bedürfnisse, die durch die Eltern nicht erfüllt wurden, oder nicht erfüllt werden konnten. Diese Wunde entsteht in der frühen Kindheit, wenn wir nicht wirklich umsorgt werden, wenn uns kein echtes Mitgefühl und Liebe entgegengebracht wird. Oft waren die Eltern mit Ihren eigenen Sorgen und Verletzungen beschäftigt und konnten sich daher nicht mit aufrichtiger Liebe dem Eltern sein widmen. So entsteht im Kind das Gefühl der Haltlosigkeit.
Aus dieser Haltlosigkeit – “Es ist niemand da, wenn ich etwas brauche” – entwickelt sich eine unterschwellig im Kind wachsende und festsetzende Angst was zur Folge hat dem Leben nicht vertrauen zu können. Die Eltern sind die ersten und wichtigsten Bezugspersonen für ein Kind und wer seinen Eltern nicht trauen kann, kann später in der Folge oftmals niemandem Vertrauen. Das Vertrauen und die Hingabefähigkeit an das Leben wird so unbewusst blockiert. Später als Erwachsene versuchen wir dann mit eigener Kraft, diesen Schmerz zu betäuben und doch behindert uns diese Wunde weiterhin in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Es wird Zeit, dass wir uns mit dieser Wunde in unserem Leben beschäftigen. Darin steckt großes Heilungspotenzial für unsere verschiedenen Lebensebenen.
Urwunde oder Urliebe liegt in der Hand der eltern
Die Zuneigung eines Kindes, die von seinen Eltern nicht erwidert wird, führt zu Verletzungen, die bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Kinder haben Bedürfnisse, die Jenseits von Nahrung und sauberer Kleidung liegen. Sicherheit, Zuneigung und Fürsorge sind die höchsten Bedürfnisse die ein Kind hat, wenn es zur Welt kommt. Das Gefühl von “Ich bin in Sicherheit” verfestigt sich im Kind durch eine beständige Zuneigung und Liebe in einem sicheren und freundlichen Umfeld. Die Liebe ist eine uns nährende Kraft die unserer gesunden Entwicklung Kraft gibt, und das Gefühl des Willkommen seins in uns verfestigt.
Selbstheilung & Potenzialentfaltung
My Life & My Way
Willkommen sein – Ein Menschliches UrBedürfnis
Menschen fühlen sich dort wohl, wo sie freundlich und empathisch empfangen und auch dementsprechend behandelt werden. Denn das menschliche Gehirn kann erst in die Entspannung gehen und auch in dieser bleiben, wenn es merkt, dass es den Respekt und die Freundlichkeit seines Gegenübers bekommt. Ansonsten sendet das Gehirn Signale der Angst und Anspannung. Für ein Kind ist dieser Prozess viel schwieriger, da es noch schutzlos und in einer Abhängigkeit zu seinen Erziehungspersonen steht. Hier entsteht eine Urwunde, wenn Eltern für ihre Kinder weder physisch noch emotional erreichbar sind. Später zeigen sich dann bei den Betroffenen die Erscheinungen der Trauer, Einsamkeit, Angst und des ungeliebt seins.
Die Mutter und Ihr Kind
Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Baby ohne ein bestehendes Wissen zur Welt kommt. Es kann noch nicht denken oder sprechen, und es weiß auch noch nicht, wie es mit der Welt kommunizieren muss, damit seine Bedürfnisse erfüllt werden. Daher benötigt es die beständige Berührung, Zuneigung und Fürsorge der Mutter, damit es im Gefühl der Geborgenheit aufwachsen kann. Es ist als ein evolutionärer Prozess der Ontogenese zu verstehen. (Die Entwicklung eines Individuums von der Eizelle zum geschlechtsreifen Zustand.)
Wenn in dieser Phase Verletzungen stattfinden, vor allen Dingen in den ersten 3 – 6 Jahren, dann entstehen unsichtbare, aber tiefe Verletzungen. Die Urwunde – und genau diese zeigt sich oftmals im späteren Lebensverlauf in den verschiedensten Erscheinungsformen. Eine bewusste Mutter versteht ihr Kind als ein fühlendes Wesen und bleibt in den ersten Jahren des Kindes in seiner Nähe, während das Kind auch Vertrauen zu anderen Menschen aufbaut, und die Welt als einen Interaktionsraum verstehen lernt. Zu keinem Zeitpunkt blickt die Mutter auf Ihr Kind als ein fehlerhafter Erwachsener, sondern sie versteht es von Anfang an, als ein eigenständiges fühlendes Wesen, das eigene Wünsche, Bedürfnisse und später auch Interessen und Ziele haben wird, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen müssen.
Mögliche Auswirkungen der Urwunde
Wenn wir unser Leben als einen permanenten Reifungs- und Wachstumsprozess verstehen, dann verinnerlichen wir auch, dass es in unserem Leben darum geht, Wege zu gehen die unseren persönlichen und emotionalen Wachstum fördern. Hierdurch erkennen wir Stufenweise, wie wir ein erfülltes Leben mit uns selbst und in der Interaktion mit anderen genießen können. Der wichtigste Grundstein für dieses Gelingen ist eine reife, sichere und liebevolle Primärbindung. Wenn diese jedoch nicht gegeben ist, dann entsteht der Raum für die Urwunde. Daraus können sich folgende Auswirkungen zeigen:
Mögliche Auswirkungen der Urwunde
- Unsicherheiten und geringes Selbstwertgefühl
- Unkontrollierbare Impulsivität
- Probleme beim Eingehen und erhalten von Beziehungen
- Bedürfnis von längeren Rückzügen in die Einsamkeit
- Übersensibilität
- Erhöhtes Risiko für seelische & körperliche Krankheiten
Wie man seine Urwunde heilen kann
Es gibt viele Menschen die in ihrer Kindheit neben mangelnder Liebe, Zuneigung und Fürsorge, schwere seelische oder körperliche Verletzungen zugesetzt bekommen haben. Bei Verletzungen dieser Art empfiehlt es sich, sich professionelle Hilfe zu holen. Schämen sie sich für nichts, erlauben sie, dass Ihre Wunden liebevoll angesehen werden. Es ist auch sinnvoll, die grundlegenden Wege einer Urwunde zu verstehen und zu heilen. Folgende Möglichkeiten können ihnen helfen:
Hilfreiche Möglichkeiten, um die Urwundenheilung zu fördern
- Nimm Deine unterdrückten Gefühle wahr und gib ihnen ihren Namen
- Sprich Deine unerfüllten Bedürfnisse aus – Benenne sie z.B. Zuneigung, Fürsorge, Geborgenheit, Sicherheit, liebevolle Nähe, wahrgenommen werden, angehört werden
- Die meisten Menschen verdrängen konsequent ihre Kindheit, um nicht an die selben Gefühle von damals erinnert zu werden. Dabei trägt dieses innere Kind in uns oftmals noch eine ganze Portion Wut, Angst, Scham oder Verzweiflung in sich, weil es nicht in jeder Situation die notwendige Achtsamkeit, Zuneigung oder Liebe erfahren hat. Genau diesem verwundeten Kind müssen wir unsere Aufmerksamkeit schenken, damit es in uns heilen kann.
- Mach Dir bewusst, dass es nicht Deine Schuld war. Kinder tragen keine Schuld.
- Erlaube Dir Deine unterdrückten Gefühle zu fühlen und dann liebevoll loszulassen.
- Öffne Dich der Veränderung und gehe in Deine Eigenmacht damit Veränderung beginnen kann. Sag JA zu der Verantwortung die diese Veränderung von Dir braucht, damit die Lebensfreude sich in Dir entfalten kann.
Die Macht der Vergebung
Für kein einziges Opfer ist es leicht seinem Täter ohne dessen aufrichtige Entschuldigung und Wiedergutmachung, zu vergeben. Den Tätern an dieser Stelle trotzdem zu vergeben, befreit sie nicht von ihrer Schuld, aber es befreit den vergebenden von der Übermacht des Täters. Es ist ein stilles Annehmen dessen was war, ohne es gutzuheißen. Diese Annahme des nicht mehr veränderbaren, führt zu einer Schmerzlinderung und Selbstbefreiung aus der Vergangenheit. In dem Akt der Vergebung geht es vielmehr um die Selbstheilung durch die Entmachtung des Täters im eigenen Leben, und nicht um die Heiligsprechung der Tat. Hier kann man sich überlegen, ob man der Gefangene der Vergangenheit bleiben möchte, oder sich dem Gedanken einer selbsterlösenden Vergebung öffnen möchte.